Die Revolution in Kurdistan ist eine Frauenrevolution!
Wir Frauen verteidigen die Revolution!
Aufruf vom Solidaritätsbündnis Kurdistan – Magdeburg zum 8. März 2021
Montag 08.03
17 Uhr, Hasselbachplatz, Magdeburg
Die kurdische Frauenbefreiungsbewegung ist in der breiteren Öffentlichkeit erst 2014/15 bekannter geworden, als zum Teil sogar Mainstream-Medien von den kurdischen Frauenverteidigungseinheiten YPJ berichteten, die mit ihrem Kampf für die Befreiung von Rojava und Şengal tausende Frauen vor dem IS retten und die Rojava-Revolution starten konnten.
Doch unabhängig von der medialen Berichterstattung hierzulande nimmt die kurdische Frauenbewegung und ihre Bedeutung im kurdischen Befreiungskampf bereits viel länger eine Vorbildrolle für revolutionäre Genossinnen ein. Denn die Rolle der Frauen in der kurdischen Bewegung führt uns in aller Deutlichkeit vor Augen, dass die Freiheit der Gesellschaft nur mit der Befreiung der Frauen erreicht werden kann und dieser Kampf niemals hinten angestellt werden darf! Beispielsweise sind Frauen in der kurdischen Befreiungsbewegung in allen Lebensbereichen autonom organisiert und alle Bereiche der gesellschaftlichen Organisierung arbeiten nach dem Prinzip des Ko-Vorsitzes.
Doch was sich die kurdische Bewegung und insbesondere die revolutionären Frauen unter anderem mit der Revolution von Rojava erkämpft haben, wird nun erneut massiv durch die faschistische und kriegstreiberische Politik Erdogans bedroht. Denn erneut und andauernd wird versucht bereits befreite Gebiete zu besetzen, womit die Türkei ihre kolonialistische Politik gegenüber kurdischen Gebieten fortzusetzen versucht.
Dabei findet Erdogans feminizidale Politik maßgeblich auf drei Ebenen statt. Zum Einen trifft der Krieg gegen Kurd*innen vor allem die Zivilbevölkerung und damit auch Frauen und Kinder besonders hart. Zum Anderen schafft und befeuert Erdogans AKP insgesamt eine zutiefst frauenfeindliche Atmosphäre, z.B. indem sie seit 2016 versucht ein Gesetz durchzubringen, welches Frauen und Mädchen, die vergewaltigt wurden, zwingen kann eine Ehe mit ihrem Vergewaltiger einzugehen insofern das seinen Wünschen entspricht. Zudem soll das Gesetz für die Täter möglichst lukrativ ausgestaltet werden, da diese sogar eine Strafminderung erhalten würden, wenn sie die Frauen heiraten, die sie missbraucht haben. Gleichzeitig sorgt Erdogan dafür, dass Frauenhäuser und Beratungsstellen geschlossen werden und überzieht sämtliche Versuche feministischer Organisierungen mit harten Repressionen. Und nicht zuletzt sind es vor allem politisch aktive und organisierte – allen voran kurdische – Frauen, die in Erdogans Regime systematisch vergewaltigt, inhaftiert und ermordet werden. Daher sammelt die Kampagne „100 Gründe, den Diktator zu verurteilen“ (https://100-reasons.org/) noch bis zum 8. März 2021 Unterschriften, um Erdogans strafrechtliche Verfolgung zu fordern und um den Beginn des Anerkennungsprozesses von Feminiziden als Völkermord-ähnliche Verbrechen einzuleiten.
Wir erklären unsere ungebrochene Solidarität in der Unterstützung von und im Kampf mit allen Frauen in Rojava und ganz Kurdistan, die derzeit Widerstand gegen den faschistischen Krieg der Türkei und ihre kapitalistischen und fundamentalistischen Verbündeten leisten. Dieser Krieg ist ein Krieg gegen die Frauenrevolution, ein Krieg gegen jede Frau, die nach Freiheit strebt und für sie zu kämpfen bereit ist. Die geplanten Morde von unseren Freundinnen Sakine Cansiz, Leyla Şeylemez und Fidan Dogan durch die Geheimdienste der Türkei in Paris 2013 zeigen uns, dass dieser Krieg ein Krieg ist, den das Patriarchat gegen unsere Identität, unseren Geist und unsere Körper als Frauen führt.
Aber wir wollen nicht nur den Widerstand in Kurdistan unterstützen, sondern auch die Werte der Frauenrevolution verbreiten und sichtbar machen – eine Revolution, die uns in den letzten Jahren so sehr inspiriert hat. Es ist unsere Pflicht, uns auch hier an die Front des Widerstands zu stellen, auf die Straße zu gehen, uns zu organisieren und zu zeigen, dass die Revolution in Kurdistan unsere Revolution ist! Es ist eine Frauenrevolution und wir Frauen verteidigen die Revolution!
Am 8. März 2021 gehen wir für unsere kurdischen Schwestern und Genossinnen sowie für alle Frauen dieser Welt auf die Straße und schließen uns kämpferisch dem Aufruf des 8. März-Bündnisses – „Feminist*innen aller Länder vereinigt euch!“ – an – feministisch, antifaschistisch, internationalistisch!
Wir fordern:
• Stoppt die Waffenexporte aus Deutschland in die Türkei!
• Ende der politischen Kooperation der BRD-Regierung und des Erdogan-Regimes hinsichtlich der Repression von Aktivist*innen der kurdischen Bewegung!
• Unterstützt die Kampagne „100 Gründe, den Diktator zu verurteilen“!
• Stoppt die Feminizide!
Jin, jiyan, azadî!